Verein der Hundeliebhaber e. V.

Katarakt - Der graue Star

Was ist der graue Star?

Der Begriff "grauer Star" (medizinischer Fachausdruck: die Katarakt) bezeichnet eine Trübung der Linse im Auge. Die Linse gehört neben der Hornhaut und dem Glaskörper zu den "durchsichtigen" Strukturen des Auges, durch die das einfallende Licht in das Auge dringt. Die Aufgabe der Linse ist es, die einfallenden Lichtstrahlen zu brechen, so daß ein scharfes Bild auf der Netzhaut entsteht. Die Linse hat somit eine wichtige Funktion bei dem Sehvorgang der Tiere.

Was sind die Ursachen für den grauen Star?

Es gibt viele unterschiedliche Gründe für eine Trübung der Linse. Der normale Alterungsprozeß der Linse führt zu einer Verdichtung und Verhärtung der Linse und damit auch zu einer Farbveränderung (Nukleussklerose). Diese normalen Alterserscheinungen führen in der Regel zu keiner Sehbeeinträchtigung, müssen jedoch deutlich von einer krankhaften und unter Umständen auch altersbedingten Eintrübung der Linse unterschieden werden. Bei nahezu allen Rassen und dementsprechend auch bei Mischlingshunden gibt es angeborene und vererbte Formen des grauen Stars. Weiterhin kann der graue Star durch Verletzungen oder Entzündungen des Auges zustande kommen. Auch Allgemeinerkrankungen wie z.B. die "Zuckerkrankheit" (Diabetes mellitus) können zu einer Eintrübung der Linse führen. Erkrankungen und Entzündungen der Netzhaut haben in vielen Fällen eine Trübung der Linse zur Folge. Es sind nicht immer beide Augen vom grauen Star betroffen. Weiterhin muß der graue Star nicht an beiden Augen gleich stark ausgeprägt sein, daß heißt ein Auge kann stärker erkrankt sein als das Andere.

Was sind die Anzeichen des grauen Stars?

Das wichtigste Symptom ist der zunehmende Sehverlust des Tieres, der jedoch nur deutlich wird, wenn beide Augen gleichermaßen betroffen sind. Die Zeitspanne kann hierbei relativ kurz (1-2 Wochen) bis lang (einige Monate bis Jahre) sein, und es ist nicht immer voraussehbar, ob und wie schnell der graue Star fortschreitet. Die Linse im Auge verfärbt sich anfangs bläulich-weiß und wird im Endstadium schließlich schneeweiß. Abhängig von der Funktion der Pupille und den Lichtverhältnissen kann die weißliche Trübung der Linse größer oder kleiner erscheinen. Der graue Star ist an sich nicht schmerzhaft, in vielen Fällen der Linsentrübung führt der Austritt von Linseneiweiss in das Auge zu starken Entzündungen der Regenbogenhaut (Uveitis). Eine weitere, schwerwiegende Folge des grauen Stars kann dann die Loslösung der Linse im Auge (Linsenluxation) sein. Eine Linsenluxation führt ihrerseits wiederum zu einer Augeninnendruckerhöhung, d.h. zu einem grünen Star (Glaukom). Sowohl die Uveitis als auch das Glaukom sind sehr schmerzhaft und müssen in jedem Fall behandelt werden.

Wie kann der graue Star behandelt werden?

Es gibt keinerlei Medikamente, weder Augensalben oder -tropfen noch Tabletten oder Injektionen, mit denen der graue Star beseitigt, aufgehalten und verhindert werden könnte. Die einzig mögliche Therapie des grauen Stars ist die operative Entfernung der getrübten Linse. Bevor die Entscheidung für eine solche Operation getroffen wird, müssen verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. Zum einen sollte eine Ultraschalluntersuchung des betroffenen Auges durchgeführt werden, um Aufschluß über den Zustand der Strukturen hinter der Linse zu erhalten, die aufgrund der Linsentrübung nicht mehr deutlich beurteilt werden können. Weiterhin muß vor der Operation ein Elektroretinogramm (ERG) der Netzhaut angefertigt werden.

Das ERG gibt dem Untersucher Aufschluß über den Funktionszustand der Nervenzellen im Auge und ist mit einem EKG am Herzen vergleichbar. Ergeben die gesamten Untersuchungsergebnisse den Schluss, daß eine Operation des grauen Stars zu einer Wiederherstellung des Sehvermögens oder zu einer Sehverbesserung führen wird, so besteht die Möglichkeit einer Operation. In dem Falle, daß anhand der Voruntersuchungen keinerlei Verbesserung der Sehfähigkeit zu erwarten ist, sollte von einer Operation abgesehen werden. Das ERG ist eine Untersuchung, die bei sehr ruhigen Hunden in wachem Zustand durchgeführt werden kann. Um aussagekräftige Ergebnisse und Messwerte zu erzielen, sollte es jedoch in Narkose durchgeführt werden, denn alle äußeren Reize, die das Tier während der Untersuchung aufnimmt (Gehör, Geruch,...) können zu verfälschten Ergebnissen führen. Sinnvollerweise wird es so gehandhabt, diese Untersuchung direkt vor der geplanten Operation durchzuführen, um dem Tier eine weitere Narkose zu ersparen. Eine weitere wesentliche Voraussetzung für eine solche Operation ist ein gesunder Allgemeinzustand des Tieres, da eine Narkose immer auch einen ernstzunehmenden Eingriff in den Organismus darstellt. Gegebenenfalls sollte bei dem Tier einige Zeit vor der Operation eine Herz-Kreislauf- und eine Blutuntersuchung durchgeführt werden.

Die Operation wird ambulant vorgenommen, d.h. das Tier kann am selben Tag wieder mit nach Hause. Der Besitzer bleibt bei dem Tier während es einschläft und ist auch in der Aufwachphase direkt nach der Operation wieder bei ihm. In den sich anschließenden 2-3 Wochen schließt sich eine intensive Betreuung durch den Besitzer an, so daß ein solcher Operationstermin auch unter diesen Gesichtspunkten sorgfältig geplant sein sollte.

Die Operation wird unter einem Operationsmikroskop mit starker Vergrößerung durchgeführt. Hierfür wird am äußeren Augenwinkel ein kleiner, ca. 1 cm langer Hautschnitt angelegt. Anschließend wird die Hornhaut eröffnet, der Linseninhalt per Ultraschall zertrümmert (Phakoemulsifikation) und aus seiner Kapsel gesaugt. Während der Operation wird dann entschieden, ob sich das Auge für die Implantation einer speziellen Hunde-Kunstlinse eignet. Nach der Operation sind Hunde ohne eine Kunstlinse weitsichtiger als Hunde mit einer Kunstlinse. Nun werden Hornhaut und Haut verschlossen. Im Normalfall schließt sich eine Kontrolluntersuchung nach 2-3 Tagen und eine Untersuchung nach 2-3 Wochen zum Ziehen der Hautfäden an. Für den Erfolg einer solchen Operation spielt nicht nur der eigentliche Operationsverlauf, währenddessen, wie bei jeder anderen Operation auch, unvorhersehbare Komplikationen (z.B. Blutungen im Auge) auftreten können, eine Rolle. Ebenso wichtig ist der Funktionszustand des Auges vor der Operation. Bei bereits vorgeschädigten Augen (z.B. durch Entzündungen im inneren Auge) kann auch eine Operation des grauen Stars "nur" zu einer Verbesserung und nicht zur 100%igen Wiederherstellung der Sehkraft führen. Ein ganz wichtiger Aspekt ist in den ersten 2-3 Wochen nach der Operation die Nachsorge zu Hause durch den Besitzer.

Das frisch operierte Auge darf u.a. keinerlei Stößen ausgesetzt werden (es ist unabdingbar, zum geplanten Operationstermin zu zweit zu kommen, um während der Heimfahrt auf den Patienten zu achten), und es sollten in den ersten Tagen regelmäßig in stündlichem Abstand Augentropfen verabreicht werden. Aus diesem Grund erfolgen auch vor und nach der Operation ausführliche, aufklärende Gespräche mit dem Besitzer. Im Falle dass der graue Star nicht operiert werden kann, ist es unabdinglich das betroffene Auge lebenslang mit entzündungshemmenden Augentropfen zu behandeln, um der gefürchteten Komplikation der phakolytischen Uveitis mit sich anschließendem Glaukom (mit eine der schmerzhaftesten Erkrankungen am Auge) vorzubeugen. Diese Form der Uveitis (Entzündung der Aderhaut) kommt durch austretendes Linseneiweiss der getrübten Linse zustande. Dieses Linseneiweiss wird als körperfremd angesehen und führt dann zu massiven Abwehrreaktionen des lokalen Immunsystems mit den beschriebenen Entzündungssymptomen und den weiteren Folgen. Aus diesem Grund ist es wichtig zu wissen, dass sobald die Diagnose grauer Star“ gestellt wird, das betroffene Auge entweder operiert oder dauerhaft behandelt und kontrolliert wird (3-4x pro Jahr). In keinem Falle sollte ein am grauen Star erkranktes Auge „sich selbst überlassen bleiben“.



Autor:
Tierärztliche Praxis für Augenheilkunde
Dr. Birgit Lohmann
Buchschlager Allee 8
63303 Dreieich
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Distichiasis/Ektopische Zilien

Was ist eine Distichiasis?

Bei der Distichiasis handelt es sich um wimpernartige, feine Haare, welche aus den Talgdrüsen des Lidrandes heraus in Richtung des Auges wachsen. Bei Hunden und Katzen sind die Lidränder normalerweise unbehaart, glatt und in den meisten Fällen pigmentiert. Die normalen Wimpern des Oberlides beginnen im Bereich der Fellhaare etwa 1-2mm vom Lidrand entfernt. In den Lidrand münden zahlreiche kleine Ausführungsgänge verschiedener Talgdrüsen, welche den Lidrand und den Lidschlag geschmeidig halten und so ein Überlaufen der Tränenflüssigkeit verhindern. Die fehlgestellten Wimpern wachsen zumeist aus diesen Drüsenöffnungen. Die Distichiasis kann sowohl am Ober- als auch am Unterlid auftreten und kann beide oder nur ein Auge befallen. Eine Variation der Distichiasis stellt das Krankheitsbild der „ektopischen Zilien“ dar. Ektopische Zilien sind ebenfalls kleine feine Haare oder auch ganze Haarnester die in der Bindehaut versprengt (falsch angelegt) sind und wenn sie an die Oberfläche treten in Richtung Auge wachsen und dort zu starken Irritationen und Defekten führen. Die ektopischen Zilien wachsen bevorzugt in der Bindehaut des Oberlides, seltener im Unterlid und treten häufiger bei Hunden als bei Katzen auf.

Was sind die Ursachen der Distichiasis/ektopischen Zilien?

Zusätzliche Härchen am Lidrand können generell bei allen Hunden, seltener bei Katzen auftreten. Die Härchen müssen nicht angeboren sein, sondern können im Laufe des Lebens, zumeist im jugendlichen Alter, entstehen. Es besteht bei einigen Rassen (z.B. Pudel, Eurasier, englischer und amerikanischer Cocker Spaniel, Boxer, Shi Tsu, Englische Bulldogge u.a.) eine Häufung im Auftreten der Distichiasis, so dass eine Erblichkeit vermutet wird. Bei einigen Rassen sind aus diesem Grund Zuchtbeschränkungen eingeführt.

Was sind die Symptome der Distichiasis/ektopischen Zilien?

Die Symptomatik kann je nach Schweregrad und Befall sehr unterschiedlich sein. In den meisten Fällen zeigen die Hunde einen vermehrten Tränenfluß, häufiges Blinzeln oder Zukneifen der Augen sowie eine vermehrte Rötung der Bindehäute. Die fehlgestellten Wimpern können auf der Hornhaut reiben und somit für das Tier einen ständigen Reiz verursachen. Je nach Größe, Dicke und Wachstumsrichtung der Wimpern ist die Symptomatik unterschiedlich ausgeprägt. In hochgradigen Fällen wird das betroffene Auge ständig zugekniffen, da das Reiben der Wimpern zu Irritationen der Hornhaut führen kann. Die Entstehung schmerzhafter Hornhautgeschwüre ist eine schwerwiegende Komplikation, die dementsprechend mit therapiert werden muß.

Wie wird die Distichiasis/ektopische Zilie diagnostiziert?

Die Diagnose Distichiasis kann durch genaue Untersuchung der Lidränder am wachen Tier erfolgen. Hierzu wird eine spezielle, vergrößernde Lichtquelle (Spaltlampe) eingesetzt, mit der auch winzigste Haare auf dem Lidrand oder in der Bindehaut für den erfahrenen Tierarzt sichtbar werden.

Wie kann behandelt werden?

Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Symptomatik. Zeigt das Tier keinerlei Symptome wie Tränen, Juckreiz oder Zukneifen des betroffenen Auges, so können die fehlgestellten Wimpern belassen werden. Die Wimpern unterliegen natürlich auch dem normalen Alterungsprozess eines Haares, so dass sie in regelmäßigen Abständen ausfallen (alle 4-8 Wo) und dann wieder neu gebildet werden. Bei ständigen Reizerscheinungen müssen sie entfernt werden. Hierzu stehen verschiedene Operationstechniken zu Verfügung. Für alle Methoden ist eine Vollnarkose nötig. Welche Technik angewandt wird, ist von der Anzahl, der Dicke und der Lage der Haare abhängig. In den meisten Fällen ist die Epilation des Haares mit Verödung der Haarwurzel die Methode der Wahl. Dies erfolgt unter einem Operationsmikroskop. Im Falle von ektopischen Zilien werden die Haarwurzeln und Haarbälge komplett herausgeschnitten, in diesen Fällen ist die Rezidivgefahr (Nachwachsen der Haare) sehr gering. Generell kann gesagt werden, dass speziell bei dem Krankheitsbild der Distichiasis eine Rezidivgefahr (d.h. ein Nachwachsen der Härchen) besteht. Hunde, welche die Neigung zur Ausbildung von zusätzlichen Wimpern haben, können auch nach erfolgreicher Operation an anderen Stellen Härchen ausbilden. In einigen Fällen, bei welchen die Haarwurzel nicht vollständig zerstört wurden, können die epilierten Härchen nachwachsen. Aus diesem Grund sind in hochgradigen Fällen mitunter 2-3 "Sitzungen" zum vollständigen Epilieren notwendig. Selbstverständlich sollten operative Maßnahmen nur bei der entsprechenden Symptomatik, d.h. wenn das Tier Beschwerden hat, eingeleitet werden.



Autor:
Tierärztliche Praxis für Augenheilkunde
Dr. Birgit Lohmann
Buchschlager Allee 8
63303 Dreieich


Entropium

Was ist ein Entropium?

Bei einem Entropium rollt sich der freie Lidrand teilweise oder über die gesamte Länge nach innen. In den meisten Fällen ist das Unterlid betroffen. Umgangssprachlich wird das Entropium auch „Roll-Lid“ genannt. Man unterscheidet verschiedene Formen des Entropiums:

1. Das erbliche Entropium (Entropium congenitum),
welches nicht unbedingt von Geburt an vorhanden sein muss, sondern sich im Laufe der ersten Lebensmonate entwickeln kann. Der Erbgang ist polygen. Die Ausprägung des Entropiums hängt neben der genetischen Veranlagung auch von weiteren Faktoren (z.B. Anatomie des Schädels, Hautfaltenbildung im Kopfbereich) ab. Das Entropium tritt nicht nur bei verschiedenen Rassen (z.B. Chow-Chow, Shar Pei, Labrador Retriever, Vorstehhunde, Rottweiler, Englische Bulldogge) sondern auch bei Mischlingen auf. Eine spezielle Form des Entropiums gibt es bei den kurznasigen Rassen (z.B. Mops, Pekingese, Shi Tsu u.a.), hierbei ist der gesamte innere Lidwinkel eingerollt, man spricht von einem Entropium nasale. Diese Form des Entropiums führt aufgrund der permanenten Reizung durch die Fellhaare nicht nur zu stetigem Tränenfluss, sondern auch zu chronischen Pigmenteinlagerungen und Defekten der Hornhaut, die in vielen Fällen zu Schmerzen und Sehbeeinträchtigungen bei dem Tier führen. Bei einigen großwüchsigen Hunderassen (z.B. Neufundländer, Landseer, Deutsche Dogge, Bernhardiner) tritt das Entropium häufig in Kombination mit einer zu langen Lidspalte auf. In diesen Fällen ist ein Teil des Lides eingerollt und ein anderer Teil auswärts gerollt (Ektropium). Diese hochgradige Fehlstellung der Lider führt häufig zu einem sogenannten „Karo-Auge“ oder Makroblepharon, bei welchem die ordentliche Lidfunktion und somit der Schutz des Auges nicht mehr gewährleistet ist.

2. Das erworbene Entropium.
Hierbei handelt es sich um eine Einrollung des Lidrandes aufgrund von anderen, vorhergegangenen Einflüssen am Auge. Das Narbenentropium (Entropium cicatricium) entsteht z.B. aufgrund von Verletzungen. Das spastische Entropium (Entropium spasticum) entwickelt sich bei schmerzhaften Erkrankungen des Auges. In diesen Fällen kneift und blinzelt das Tier so stark, so dass sich in einigen Fällen die Lidränder nach innen einrollen. Man kann ein schmerzbedingtes, spastisches Entropium mit Hilfe einer örtlichen Betäubung des Auges von anderen Formen unterscheiden. Dies ist auch im Hinblick auf die weitere Therapie wichtig, denn um diese Form des Entropiums zu behandeln muss die Ursache des Schmerzes (z.B. eine Hornhautentzündung) beseitigt werden. Bei alten Tieren kann eine weitere Form des Entropiums, nämlich das Entropium senile auftreten. Das Entropium senile betrifft das Oberlid, dessen Stützfunktion aufgrund von einer alterbedingten Bindegewebsschwäche des Lides nachlässt und so die Haare des Oberlides auf dem Auge reiben (z.B. bei Cocker Spaniel). Das totale Entropium (Entropium bulbare) bezeichnet die Einrollung des gesamten Lidrandes, also von Ober- und Unterlid und tritt bei z.B. bei einem angeboren zu kleinen Augapfel (Mikrophthalmus) oder bei einer verletzungsbedingten Schrumpfung des Augapfels (Phthisis bulbi) auf.

Was sind die Folgen eines Entropiums?
Der Lidrand sorgt neben dem mechanischen Schutz des Auges vor äußeren Einflüssen auch dafür, dass sich der Tränenfilm gleichmässig auf dem Auge verteilt. Zusätzlich befinden sich im Lidrand unzählige kleine Talgdrüsen, die den Lidschlag geschmeidig machen und eine vorschnelles Austrocknen der Tränenflüssigkeit verhindern. Die Lidränder an sich sind haarlos, so dass bei einem Einwärtsrollen die Fellhaare auf dem Auge zu reiben beginnen. Hieraus wird ersichtlich, dass jede Störung, d.h. jede Fehlstellung der Lider (Ein- oder Ausrollung), zu einem Ungleichgewicht führt. Ein Entropium führt immer zu tränenden Augen, Schmerzhaftigkeit mit Zukneifen und Blinzeln, Bindehaut- und Hornhautentzündungen. In den meisten Fällen entsteht durch die eingerollten Haare eine so starke Reizung der Hornhaut die zu einem Hornhautgeschwür (Ulkus korneae), d.h. zu einem „Defekt“ in der Hornhaut führt. Ein Ulkus korneae ist immer eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung, die sogar zum Verlust des Auges führen kann. Aus diesem Grund ist es wichtig jede Form des Entropiums der Ursache entsprechend zu behandeln.

Wie kann ein Entropium behandelt werden?
Die Behandlung des Entropiums hängt natürlich in erster Linie von der Ursache ab. Generell kann gesagt werden, dass nahezu alle Formen des Entropiums einer operativen Korrektur bedürfen. Um ein schmerzbedingtes Entropium (E. spasticum) auszuschliessen sollte immer vorab der Test mit den örtlichen Betäubungstropfen durchgeführt werden. In allen anderen Fällen richtet sich der Zeitpunkt einer Operation, d.h. einer chirurgischen Korrektur, nach dem Alter des Tieres und der Stärke der Ausprägung des Entropiums. Bei Welpen einige Rassen (z.B. Shar Pei oder Chow-Chow) gibt es die Methode des „Lid-Tackings“ bei welcher eine Hautfalte um das Auge herum zusammengerafft wird, so dass die Lidränder und die Haare nicht mehr auf dem Auge reiben können. Diese Falte wird 10-14 Tage belassen. In dieser Zeit ist das Wachstum der Welpen noch sehr stark ausgeprägt, so dass sich das Entropium teilweise noch „auswachsen“ kann. Es sei darauf hingewiesen, dass diese Technik zwar sehr einfach klingt, jedoch nur für bestimmte Arten des Entropiums angewendet werden sollte. Generell sollte man beim jungen Tier eine Operation erst durchführen, wenn das Tier ausgewachsen ist, um eine Überkorrektur zu vermeiden, wobei es natürlich auch hier Ausnahmen gibt, z.B. wenn das Entropium zu bleibenden Schäden am Auge führen kann. Man sollte sich immer von seinem Tierarzt, der bei Bedarf den Patienten sicher auch einen Spezialisten überweist, beraten lassen. Für die chirurgische Korrektur des Entropiums stehen viele verschiedene Techniken und Variationen zur Verfügung. Es eignet sich nicht jede Methode für jedes Entropium, daher sollten der Zeitpunkt und die Art der Operationstechnik immer von einem erfahrenen Tierarzt bestimmt werden. Schwierige Fälle (z.B. die Kombination von Entropium und Ektropium aufgrund einer zu langen Lidspalte) sollten vom spezialisierten Tierarzt behandelt werden.

Die züchterischen Konsequenzen sollten so sein, dass mit dem betroffenen Tier nicht gezüchtet wird. Zur Prophylaxe sollten Elterntiere und Wurfgeschwister ebenfalls auf Lidfehlstellungen untersucht und ggf. von der Zucht ausgeschlossen werden. Der Erbgang ist bisher noch nicht vollständig geklärt, d.h. man spricht von einem polygenen Erbgang, an dem mehrere Gene beteiligt sind. Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch spielen bei dem Zustandekommen eines Entropiums ebenso weitere Faktoren wie z.B. die Kopfgröße, die Position des Augapfels in der knöchernen Augenhöhle, die Kopffaltenbildung eine nicht unerhebliche Rolle. Die Prognose nach einer Operation hängt natürlich neben dem Operationsverlauf nicht unerheblich von dem Zustand vor der Operation und vom Schweregrad des Entropiums ab, ist jedoch insgesamt als günstig zu bezeichnen.



Autor:
Tierärztliche Praxis für Augenheilkunde
Dr. Birgit Lohmann
Buchschlager Allee 8
63303 Dreieich
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Ektropium

Beim Ektropium liegt das Lid am Auge nicht an, sondern hängt nach unten und ist gleichzeitig auswärts gedreht, wodurch die normalerweise verdeckte Bindehaut exponiert ist. Durch die ständige Exposition der Bindehaut kommt es zur Rötung dieser. Häufig ist gleichzeitig die Lidspalte zu gross bzw. zu lang.

URSACHE

* Rassebedingtes, erbliches Ektropium bei folgenden Hunderassen:
Mastino Napoletano, Molosser, Bernhardiner, Neufundländer, Bluthund,Mastiff,Spaniels, Basset, Schweizer Sennenhund, Deutsche Dogge;
* Sekundäres Ektropium nach chirurgischer Überkorrektur eines Entropiums.

FOLGEN

Chronische Entzündung der Bindehaut (Konjunktivitis), schleimiger Ausfluss;

THERAPIE

Ein Ektropium kann chirurgisch korrigiert werden.
Eine Lidkorrektur wird in der Regel erst beim ausgewachsenen Hund durchgeführt, da sich durch das Wachstum des Schädels die Lidstellung verändern bzw. selbst korrigieren kann.
Häufig sind Lidfehlstellungen mit einer zu grossen oder zu kleinen Lidspalte assoziiert. Bei der chirurgischen Korrektur müssen diese Aspekte mitberücksichtigt werden.



Autor:
Dr. med. vet. Marianne Richter
Dipl. ECVO (Ophthalmology)
Internationale Fachtierärztin für Augenheilkunde
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