Grundlagen der Farbgenetik
- Wer teilt die Farben aus?
(Anhand der Rasse Bolonka Zwetna)
Veröffentlicht am 01. November 2024 von Christiane Zimmermann.
Vorwort
Vor vielen Jahren kaufte ich mir einen schwarzen Bolonka Zwetna. In einem Telefonat mit einer befreundeten Züchterin fragte diese mich nach den Eltern des Welpen.
Was dann kam, hat mich dazu bewegt, die Grundlagen der Farbgenetik zu erlernen!
Denn sie sagte mir, dass bei einer Verpaarung, der in der Ahnentafel angegebenen Eltern, kein schwarzer Welpe entstehen könne.
Durch einen DNA-Abgleich wurde ihre Aussage bestätigt.
Die Tatsache, dass man alleine anhand der Farben der Eltern erkennen kann, ob diese auch wirklich die Eltern eines Nachkommen sind - oder eben auch nicht - hat mich derart fasziniert, dass ich die Grundlagen der Farbvererbung unbedingt auch erlernen wollte.
Nachfolgend möchte ich die Hierachie und gegenseitige Beeinflussung der vier wichtigsten Gene in der Farbvererbung beschreiben. Ein notwendiges Wissen für jeden Züchter, der gezielt auf Farben züchten möchte.
Die Basis der Fellfarben bildet das Melanin
Hier gibt es 2 Varianten, diese sind:
Eumelanin
Das Eumelanin bewirkt, dass das Haar in schwarz bzw. braun gebildet wird
- nachfolgend zum besseren Verständniss nur noch “dunkel“ genannt
Phäomelanin
Das Phäomelamin bewirkt, dass das Haar in gelb (von creme bis rot) gebildet wird
- nachfolgend zum besseren Verständniss nur noch “blond“ genannt
Die Beschreibung der Hauptgene
Der E-Lokus
Dieser Genort ist für die Farbe gelb/rot verantwortlich.
Hier sind die folgenden 3 Allele relevant.
EM das M steht für Maske - dunkles Eumelanin und
blondes Phäomelanin können gebildet werden
E ist das Normalgen, es bewirkt, daß dunkles Eumelanin und blondes Phäomelanin gebildet werden kann
e ist rezessives gelb - es bewirkt, dass nur blondes Phäomelanin gebildet werden kann
Dieser Genort steht in der Hierachie an erster Stelle, da der Genotyp e/e alle anderen dominiert /maskiert!
Ohne Rücksicht auf alle anderen Genorte ist das Fell eines Hundes vom
Genotyp e/e immer einfarbig hell (d.h. creme, champagner, apricot oder fuchsrot).
e/e-Hunde haben kein schwarzes oder braunes Haar.
Verpaare ich zwei e/e-Hunde miteinander sind alle daraus entstehenden Welpen e/e!
Liegt an diesem Genort das dominante EM oder das E vor, so ist der Hund in der Lage, dunkles Eumelanin zu produzieren. Er hat dann mindestens stellenweise dunkle Haare.
Einfarbig schwarze oder braune Hunde können ein EM tragen. Die Maske ist aber nicht sichtbar, da sie sich nicht vom Rest der Fellfarbe unterscheidet.
Wieviel schwarze oder braune Haare er besitzt wird dann vom folgenden K-Lokus bestimmt.
Der K- Lokus
Voraussetzung für die Ausprägung des K-Lokus ist mindestens ein EM oder ein E am E-Lokus.
Der K-Lokus bestimmt, ob neben Eumelanin auch Phäomelanin gebildet werden kann.
Am K-Lokus sind die folgenden 2 Allele relevant
KB B steht für “Black“ (dominantes schwarz oder braun)
ky y steht für “yellow“ (rezessives gelb)
Hat ein Hund mindestens ein Allel KB, ist seine Haarfarbe schwarz oder braun!
Im Fall des Genotyps ky/ky wird die Fellfarbe durch den folgenden A-Lokus bestimmt.
Beispiel: ein Hund mit der Farbe black&tan oder zobel ist am K-Lokus immer ky/ky
Am K-Lokus ist ein weiteres Allel bekannt
kbr - brindle (gestromt) - das Fell weist einzelne, ineinanderlaufende Querstreifen auf.
Bereiche, die bei ky ihre Farbe durch Phäomelanin erhalten würden, erscheinen gestromt (brindle)
Das Allel für Stromung kbr ist rezessiv gegenüber dem Allel KB, aber dominant über ky
– dieses ist jedoch beim Bolonka nur äußerst selten.
Der A-Lokus
Voraussetzung für die Ausprägung des A-Lokus ist am K-Lokus ein ky /ky und am E-Lokus mindestens ein E oder EM.
Vier Allele sind am A-Lokus in folgender Hierachie bekannt:
Ay y steht für yellow(gelb) - Zobel
aw w steht für wild - Agouti (Wildfarbe, Grau, gebänderte Haare)
at t steht für tan - black&tan und schoko-tan
a rezessives schwarz
Hier dominiert das Ay, das heiß: trägt der Hund mindestens ein Ay, ist sein Fell zobel.
Beispiele:
Ay/Ay = zobel, Ay/aw = zobel, Ay/at = zobel, Ay/a = zobel
aw/aw = agouti, aw/at = agouti, aw/a = agouti,
at/at = black&tan oder schoko-tan, at/a = black&tan oder schoko-tan,
a/a = rezessive schwarz oder braun
Ein Hund, der über den A-Lokus schwarz oder braun ist, muss dieses Allel reinerbig tragen (a/a).
Der B-Lokus
An diesem Genort wird bestimmt, ob ein Hund schwarz oder braun pigmentiert wird.
Wir unterscheiden hier 2 Allele:
B B ist dominat und steht für die schwarz
b b ist rezessiv und steht für die braun
Ein Hund mit schwarzem Pigment oder schwarz im Haar hat an diesem Genort immer mindestens ein B-Allel, ist also B/b oder B/B
- ein Hund mit braunem Pigment oder braun im Haar hat an diesem Genort immer 2 des rezessiven b-Allels – ist also immer b/b.
Der B-Lokus bezieht sich immer nur auf schwarz und braun.
Bei Hunden vom Genotyp b/b wird kein schwarzes, sondern braunes Eumelanin gebildet. Nasenspiegel, Lefzen, Augenlider, Pfotenballen sind immer braun pigmentiert. Das Haar der Hunde vom Genotyp b/b ist an den Stellen wo Eumelanin gebildet wird immer braun.
Beispiele:
at/at und b/b = schoko-tan
Ay/Ay und b/b = braunzobel
a/a und b/b = rezessives braun
Im Zusammenhang mit der braunen Haarfarbe sind die Allele bs, bc und bd bekannt.
Im Erscheinungsbild des Hundes unterscheiden diese sich allerdings nicht und können somit zusammengefasst werden.
Schlusswort
Viele weitere Gene beeinflussen diese Grundfarben.
Dazu gehören unter anderem Dilution, Merle und die Scheckung.
Da ich mich aber auf die Grundlagen beschränken möchte, gehe ich hier nicht weiter darauf ein.
Meine Erklärungen beziehen sich auf die Farbvererbung beim Bolonka Zwetna - diese sind aber auch problemlos bei allen anderen Hunderassen anwendbar.
Die hier vorgestellten Genorte besitzt ohne Ausnahme jeder Rassehund und jeder Mischling.
Ein letztes Beispiel anhand des Golden Retrievers:
Wenn also die Fellzeichnung "Black&tan" oder “Zobel“ bei dieser Rasse nicht vorkommt, dann liegt das nicht daran, dass der A-Locus und K-Lokus bei ihm nicht existiert, sondern einzig und alleine daran, dass der Golden Retriever am E-Locus den Genotyp e/e aufweist und der A-Lokus sowie der K-Lokus dadurch dominiert bzw. maskiert wird.
Christiane Zimmermann